SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden: In einer immer urbanisierteren Welt steht die Lebensqualität in Städten im Mittelpunkt der globalen Agenda. Mit derzeit jedem zweiten Erdenbürger, der in städtischen Gebieten lebt, und einem ungebremsten Zuzug ist es von entscheidender Bedeutung, eine zukunftsfähige Stadtentwicklungspolitik zu verfolgen. Dies erfordert eine ausgewogene Balance zwischen bezahlbarem Wohnraum, nachhaltiger Infrastruktur und integrierten Lösungen für Mobilität, Erholung und Umweltschutz.
Mit Blick auf die Prognosen, die besagen, dass bis 2050 über 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden, wird die Dringlichkeit dieser Angelegenheit nur noch verstärkt. Städte sind bereits heute riesige Energieverbraucher, tragen maßgeblich zum globalen Bruttoinlandsprodukt bei und sind für einen Großteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Vor diesem Hintergrund ist eine umfassende Strategie erforderlich, die nicht nur die Bedürfnisse der aktuellen Bevölkerung, sondern auch die Anforderungen kommender Generationen berücksichtigt.
Die Herausforderungen, vor denen Städte und Gemeinden stehen, sind vielfältig und komplex. Neben dem Klimawandel und der Ressourcenknappheit sind sie auch mit Pandemien, dem demografischen Wandel und wachsenden Verkehrs- und Abfallmengen konfrontiert. Eine effektive Antwort erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die innovative Lösungen, Zusammenarbeit auf lokaler und globaler Ebene sowie ein starkes Engagement der Gemeinschaft einschließt.
Die Zukunft der Städte hängt davon ab, wie gut wir diese Herausforderungen bewältigen können. Es liegt an uns, gemeinsam daran zu arbeiten, lebenswerte und nachhaltige Städte für alle zu schaffen.
Was erreicht werden soll
Um eine lebenswerte und gerechte Zukunft in unseren Städten zu gewährleisten, sind bestimmte grundlegende Prinzipien von entscheidender Bedeutung. Jeder Mensch sollte Zugang zu angemessenem Wohnraum und Grundversorgung haben. Das bedeutet, dass niemand auf der Straße leben oder grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung und Gesundheitsversorgung vernachlässigt werden sollte.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Zugang zu sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Verkehrssystemen. Mobilität ist eine grundlegende Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und für wirtschaftliche Chancen. Eine inklusive und nachhaltige Stadtplanung ist daher unerlässlich, um sicherzustellen, dass Verkehrssysteme für alle zugänglich sind und gleichzeitig die Umwelt geschont wird.
Der Schutz des Weltkultur- und Naturerbes ist ebenfalls von großer Bedeutung. Dieses Erbe ist ein wichtiger Teil unserer Identität und bietet nicht nur ästhetische, sondern auch ökologische und kulturelle Vorteile. Daher müssen wir sicherstellen, dass es für zukünftige Generationen erhalten bleibt.
Um die Auswirkungen von Katastrophen zu minimieren, müssen wir die Zahl der betroffenen Menschen reduzieren und die kommunalen Kompetenzen im Katastrophenschutz ausbauen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Gemeinden und der Zivilgesellschaft, um frühzeitige Warnsysteme zu etablieren und Notfallpläne zu entwickeln.
Um die Umweltbelastung durch Städte zu verringern, müssen wir uns besonders auf Bereiche wie Luftqualität und Abfallbehandlung konzentrieren. Dies erfordert Investitionen in saubere Energiequellen, verbesserte Abfallwirtschaftssysteme und Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen.
Schließlich ist es wichtig, den allgemeinen Zugang zu sicheren Grünflächen und öffentlichen Räumen zu gewährleisten. Diese sind nicht nur für die körperliche und geistige Gesundheit der Bewohner von Städten wichtig, sondern auch für soziale Interaktionen und die Förderung einer nachhaltigen Lebensweise.
Indem wir uns auf diese Prinzipien konzentrieren und sie in unsere städtischen Planungs- und Entwicklungsstrategien integrieren, können wir eine gerechtere, nachhaltigere und lebenswertere Zukunft für alle Menschen in unseren Städten schaffen.
Wie sieht es in Deutschland aus?
Die Wohnungsnot in deutschen Großstädten ist zu einem drängenden Problem geworden, das die Lebensqualität vieler Menschen beeinträchtigt. Laut Schätzungen der BAG Wohnungslosenhilfe waren allein im Jahr 2020 etwa 417.000 Menschen in Deutschland ohne Wohnung, darunter viele anerkannte Geflüchtete. Diese Situation verschärft sich insbesondere für Geringverdiener, die oft einen beträchtlichen Anteil ihres Einkommens für Mietkosten aufbringen müssen.
Die steigenden Mietpreise führen dazu, dass Menschen mit niedrigem Einkommen aus den Innenstädten verdrängt werden und somit von wichtigen Infrastrukturen und sozialen Angeboten abgeschnitten sind. Es ist daher von zentraler Bedeutung, genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, während gleichzeitig die Qualität der Stadtumgebung und die Stadtnatur geschützt werden müssen.
Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung ist auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie die Förderung von Fahrrad- und Fußverkehr. Dies ist nicht nur für die Bewohner der Stadt von Bedeutung, sondern auch für die ländlichen Regionen, um den demografischen Druck auf die Städte zu verringern und diese Regionen für Wirtschaft und Innovation attraktiv zu machen.
Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, Städte nachhaltiger und inklusiver zu gestalten, wobei auch die Umwelt und das Klima berücksichtigt werden. Dazu gehören Maßnahmen wie die Förderung von bezahlbarem Wohnraum, die Verbesserung der Mobilität und die Schaffung CO₂-neutraler und energieeffizienter Städte. Bund, Länder, Kommunen und Bürger entwickeln gemeinsam Ideen und Pläne, um diese Ziele zu erreichen.
In den letzten Jahren hat sich die Luftqualität in deutschen Städten dank sauberer Fahrzeuge und verstärkter Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erheblich verbessert. Dieser Trend kann weiter verbessert werden, indem mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen oder kurze Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen.
Und international?
Der Trend zur Urbanisierung ist unübersehbar: Heute lebt bereits jeder zweite Mensch weltweit in einer Stadt, und bis zum Jahr 2050 könnte dieser Anteil sogar auf bis zu drei Viertel der Weltbevölkerung ansteigen. Städte sind nicht nur Zentren wirtschaftlicher Aktivität und Innovation, sondern tragen auch maßgeblich zur globalen Wertschöpfung bei, indem sie rund 80 % des globalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften. Doch diese wirtschaftliche Dynamik geht mit erheblichen Umweltauswirkungen einher, da Städte für bis zu 75 % der menschlichen CO2-Emissionen verantwortlich sind.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Bewohner von Städten durch die Folgen des Klimawandels besonders gefährdet sind, da rund 90 % der globalen Großstädte in Küstengebieten liegen. Der Handlungsbedarf ist daher enorm. In vielen Ländern des globalen Südens leben immer noch über die Hälfte der städtischen Bevölkerung in Slums, und in einigen Ländern Afrikas, wie zum Beispiel im Tschad, beträgt dieser Anteil sogar über 80 %.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch positive Entwicklungen. Einige Länder verzeichnen in den letzten Jahren sichtbare Fortschritte. So ist beispielsweise in Burkina Faso der Anteil der städtischen Bevölkerung, die in Slums leben, seit dem Jahr 2000 von 82,2 % auf 26,6 % im Jahr 2020 gesunken.
Dies zeigt, dass es möglich ist, die Lebensbedingungen in städtischen Gebieten zu verbessern und die negativen Auswirkungen der Urbanisierung zu verringern. Durch gezielte Maßnahmen und Investitionen können Städte zu nachhaltigen und lebenswerten Lebensräumen für alle Bewohner werden.
Das gute ist, Deutschland engagiert sich global
Eine zukunftsweisende, weltweite Stadtentwicklung ist unerlässlich für die Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030. Sie bildet ein wichtiges Handlungsfeld nicht nur für die deutsche Entwicklungspolitik, sondern auch für die deutsche Klimafinanzierung. Deutschland engagiert sich derzeit in mehr als 50 Ländern für städtische Vorhaben, die darauf abzielen, die Lebensbedingungen der städtischen Bevölkerung zu verbessern, insbesondere benachteiligter Gruppen. Ziel ist es, diesen Menschen eine langfristige Teilhabe an einer nachhaltigen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung zu ermöglichen.
Um gleichzeitig Klima und Umwelt zu schützen, unterstützt Deutschland Maßnahmen wie den energieeffizienten Wohnungsbau, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Förderung von E-Mobilität. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und die Umweltbelastung in städtischen Gebieten zu verringern. Durch eine gezielte Förderung dieser Projekte trägt Deutschland dazu bei, die Lebensqualität in städtischen Räumen weltweit zu verbessern und einen Beitrag zur globalen Nachhaltigkeit zu leisten.
Die nationale Stadtentwicklungspolitik
Die nationale Stadtentwicklungspolitik eines Landes ist von entscheidender Bedeutung für die Gestaltung und Entwicklung seiner städtischen Gebiete. Sie umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, Strategien und Programmen, die darauf abzielen, die Lebensqualität, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Städte zu verbessern.
Zu den Hauptzielen der nationalen Stadtentwicklungspolitik gehören in der Regel die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die Förderung von sozialer Integration und Teilhabe, die Stärkung der Wirtschaftskraft und die Sicherung der Umweltqualität. Um diese Ziele zu erreichen, werden verschiedene Instrumente eingesetzt, darunter rechtliche Rahmenbedingungen, finanzielle Förderprogramme, Stadtplanungsinstrumente und Kooperationsmechanismen zwischen verschiedenen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren.
Ein wichtiger Aspekt der nationalen Stadtentwicklungspolitik ist die Berücksichtigung regionaler Unterschiede und Bedürfnisse. Da sich die Herausforderungen und Potenziale von Städten je nach geografischer Lage, Größe und wirtschaftlicher Struktur erheblich unterscheiden können, ist es wichtig, maßgeschneiderte Lösungen für jede Stadt und Region zu entwickeln.
Darüber hinaus spielt die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger eine entscheidende Rolle in der nationalen Stadtentwicklungspolitik. Durch eine aktive Einbindung der lokalen Gemeinschaften können Bedürfnisse besser erfasst, Lösungen akzeptiert und Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden.
Insgesamt ist die nationale Stadtentwicklungspolitik ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtpolitik eines Landes und trägt maßgeblich zur Schaffung lebenswerter und nachhaltiger Städte bei. Indem sie auf die vielfältigen Herausforderungen und Chancen urbaner Räume eingeht, leistet sie einen wichtigen Beitrag zur sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung des Landes.
Fazit
Das Ziel 11 fordert die Förderung von bezahlbarem Wohnraum, eine nachhaltige Stadtplanung und den Ausbau von Infrastruktur für eine nachhaltige Mobilität. Es betont auch die Bedeutung der Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Städten gegenüber Naturkatastrophen und dem Klimawandel. Darüber hinaus legt es einen besonderen Schwerpunkt auf die Verbesserung der Lebensbedingungen benachteiligter Bevölkerungsgruppen, um sicherzustellen, dass niemand von den Chancen und Vorteilen des städtischen Lebens ausgeschlossen wird.
Um Ziel 11 zu erreichen, ist eine integrierte und koordinierte Herangehensweise auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene erforderlich. Regierungen, Städte, Gemeinden, Unternehmen und Zivilgesellschaft müssen zusammenarbeiten, um die notwendigen Maßnahmen umzusetzen und die Lebensqualität in städtischen Gebieten weltweit zu verbessern.
Insgesamt ist Ziel 11 ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung und trägt dazu bei, dass Städte und Siedlungen Orte werden, an denen Menschen sicher, gesund und erfüllt leben können, während sie gleichzeitig die natürlichen Ressourcen schonen und für zukünftige Generationen erhalten.
Die Übersicht der 17 Ziele ist hier zu lesen
Links
Die Informationen der Vereinten Nationen zum Thema Sustainable Develepment Goals, SDGs findest Du hier:
Die Informationen des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit unf Entwicklung findest Du hier: