08. Mai 2024

SDG 15: Leben an Land

SDG 15: Leben an Land: Die Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Biodiversität sind von entscheidender Bedeutung für das Wohlergehen der Gesellschaft und die Fortführung unserer Wirtschaft, ja sogar für unser schlichtes Überleben. Es ist jedoch bedauerlich, dass die Statistiken einen anhaltenden Rückgang der Biodiversität und einen Verlust von Wald zeigen. Diese Waldverluste bedrohen direkt das menschliche Wohlbefinden, wobei besonders die ärmsten Landbewohner, einschließlich indigener und lokaler Gemeinschaften, betroffen sind. Es ist erwiesen, dass Biodiversität und Wälder maßgeblich zur Armutsbekämpfung beitragen, indem sie Ernährungssicherheit und Gesundheit gewährleisten, saubere Luft und Wasser liefern und Kohlenstoffemissionen absorbieren. Tatsächlich sind Biodiversität und Wälder die Grundpfeiler einer ökologischen Entwicklung.

SDG 15: Leben an Land ruft dazu auf, Ökosysteme zu bewahren, wiederherzustellen und nachhaltig zu nutzen. Bis zum Jahr 2020 sollte die Entwaldung gestoppt und beschädigte Wälder wiederhergestellt werden. Die weltweite Aufforstung sollte deutlich erhöht werden. Ebenso müssen wir bis 2030 die Wüstenbildung bekämpfen und betroffene Gebiete von Wüstenbildung, Dürren und Überschwemmungen sanieren. Um die Artenvielfalt zu schützen, fordert Ziel 15 dringende Maßnahmen, um Wilderei und den Handel mit geschützten Pflanzen- und Tierarten zu beenden.

Die Ziele im Blick

Es ist von entscheidender Bedeutung, intakte Landökosysteme zu bewahren und ihre Leistungen für die Menschheit zu erhalten, wiederherzustellen und nachhaltig zu nutzen. Die Abnahme natürlicher Lebensräume und der Verlust an Biodiversität müssen dringend eingedämmt werden, um die Grundlagen unseres Wohlbefindens zu schützen.

Eine effektive Umweltgesetzgebung allein reicht jedoch nicht aus; sie muss auch konsequent durchgesetzt werden, um den Schutz dieser Ökosysteme zu gewährleisten. Insbesondere müssen wir die Entwaldung stoppen und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder fördern, um ihre vitalen Funktionen zu erhalten und zu revitalisieren.

Der Kampf gegen die Wüstenbildung ist ein weiteres wichtiges Ziel, das wir anstreben müssen. Wir müssen geschädigte Flächen und Böden wiederherstellen, um die Auswirkungen von Wüstenbildung, Dürren und Bodendegradation zu bekämpfen.

Ein weiterer kritischer Schritt ist die Eindämmung von Wilderei und illegalem Handel mit geschützten Arten. Nur durch strenge Maßnahmen können wir das Überleben gefährdeter Arten sichern und das Gleichgewicht der Ökosysteme wiederherstellen.

Darüber hinaus müssen wir Ökosystem- und Biodiversitätswerte in unsere Planungen, Strategien und Rechnungssysteme integrieren. Nur wenn wir die Bedeutung dieser Werte anerkennen und in unsere Entscheidungsprozesse einbeziehen, können wir langfristig eine nachhaltige Entwicklung sicherstellen.

Schließlich ist es von entscheidender Bedeutung, den Zugang zu genetischen Ressourcen zu fördern und einen gerechten Vorteilsausgleich sicherzustellen. Dies ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine Voraussetzung für eine nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt und die Förderung von Innovation und Entwicklung.

Wo stehen wir überhaupt gerade?

Die alarmierenden Fakten liegen auf dem Tisch: Entwaldung, Artensterben und die Zerstörung von Ökosystemen nehmen unerbittlich zu und stellen eine existenzielle Bedrohung für unseren Planeten und die Menschheit dar.

Jeden Tag verschwinden bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten von der Erde, und dieses Artensterben geschieht durch menschlichen Einfluss 100-mal schneller als natürlicherweise. Die Ausweitung der Landwirtschaft steht hier an vorderster Front und ist verantwortlich für fast 90 Prozent des Verlustes an Waldflächen. Die steigende Bodendegradation verschärft die Nahrungs- und Wasserknappheit weltweit und betrifft bereits jetzt direkt 1,3 Milliarden Menschen.

Die Vereinten Nationen schlagen Alarm: SDG 15, das Ziel zur Erhaltung von Landökosystemen, wird nicht erreicht werden, wenn wir nicht drastische Veränderungen in unserem Umgang mit der Natur vornehmen. Die fortwährende Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und der Biodiversität gefährdet nicht nur die jetzige, sondern auch die Zukunftsgenerationen.

Wenn SDG 15 verfehlt wird, geraten auch etwa 80 Prozent aller anderen Nachhaltigkeitsziele in Gefahr, darunter die Ernährungssicherheit, der Zugang zu sauberem Wasser und die Bekämpfung des Klimawandels. Ohne den Erhalt der Tropenwälder ist das ehrgeizige Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, schlichtweg nicht zu erreichen.

Die Corona-Pandemie hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie eng die Verbindung zwischen der Zerstörung von Lebensräumen und dem Auftreten von Zoonosen ist. Der Handel mit Wildtieren ist dabei besonders ins Rampenlicht gerückt. Doch leider wurde diese Gelegenheit, die Biodiversität bei den Bemühungen zur Bewältigung der Krise zu berücksichtigen und das Risiko zukünftiger Pandemien zu mindern, kaum genutzt. In den weltweiten Anstrengungen zur wirtschaftlichen Erholung wird die biologische Vielfalt weitgehend vernachlässigt.

Es ist an der Zeit, dass wir unsere Prioritäten neu ausrichten und einen respektvollen und nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt pflegen. Sonst riskieren wir nicht nur den Verlust von unersetzlichen Lebensformen, sondern auch unsere eigene Zukunft.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland ist die Landwirtschaft ein bedeutender Akteur und prägt fast die Hälfte der Flächen. Doch die zunehmende Produktionsintensivierung und die Ausweitung von Siedlungsflächen setzen der Natur erheblich zu. Tag für Tag gehen hierzulande etwa 90 Fußballfelder an Verkehr und Bebauung verloren, ein alarmierender Trend.

Die Nutzung schwerer Maschinen in der Landwirtschaft hinterlässt ihre Spuren, indem sie Böden beschädigen und Erosion sowie den Verlust der Bodenfruchtbarkeit begünstigen. Zudem stellen Düngemittel eine ernsthafte Gefahr für Boden und Grundwasser dar. Die geringe Artenvielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen schränkt die Verfügbarkeit tierischer Nahrungsquellen und Lebensräume erheblich ein.

Besonders besorgniserregend ist das aktuelle Thema des Insektensterbens, das in Deutschland intensiv diskutiert wird. Es ist ein beunruhigendes Beispiel für den dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt. Insektenforscher haben bei 96 Prozent der Arten einen Rückgang festgestellt, was nicht nur für die Landwirtschaft Folgen hat – an vielen Orten gibt es nicht mehr ausreichend Insekten, um die Felder auf natürliche Weise zu bestäuben – sondern auch ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringt. Der Rückgang der Insekten hat auch direkte Auswirkungen auf die Vogelpopulation, deren Zahl um 40 Prozent gesunken ist, da Insekten eine wesentliche Nahrungsquelle darstellen.

Und international?

International ist die Situation in Bezug auf Landnutzung und Landwirtschaft vielfältig, aber es gibt einige allgemeine Trends, die sich weltweit abzeichnen.

Erstens nimmt die Landwirtschaft eine große Fläche der globalen Landmasse ein, wobei einige Regionen, wie etwa Teile Europas, intensiver genutzt werden als andere. Die Auswirkungen dieser Landnutzung sind vielfältig und reichen von der Fragmentierung von Lebensräumen bis hin zur Bodendegradation.

Zweitens führt die Intensivierung der Landwirtschaft oft zu Umweltproblemen wie Bodenerosion, Wasserverschmutzung durch Düngemittel und Pestizide, sowie zum Verlust an Biodiversität. Dies kann sowohl lokale als auch globale Auswirkungen haben, da die biologische Vielfalt für die Stabilität von Ökosystemen und für die Bereitstellung wichtiger Dienstleistungen wie Bestäubung und Wasserspeicherung entscheidend ist.

Drittens sind viele Länder von der Ausweitung von Siedlungsgebieten und Infrastrukturprojekten betroffen, was ebenfalls zur Fragmentierung und Zerstörung natürlicher Lebensräume führt.

In Bezug auf das Insektensterben, das in Deutschland diskutiert wird, ist dies ein globales Phänomen, das in vielen Teilen der Welt beobachtet wird. Der Rückgang der Insektenpopulationen hat weitreichende ökologische Folgen und betrifft nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die gesamten Ökosysteme.

Insgesamt zeigt die internationale Situation in Bezug auf Landnutzung und Landwirtschaft, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen dringend erforderlich ist, um die Umwelt zu schützen und die langfristige Lebensfähigkeit unserer Ökosysteme zu erhalten.

Was können wir tun?

Eine Reihe von konkreten Maßnahmen sind erforderlich, um diesen globalen Problemen zu begegnen. Zunächst einmal ist es unerlässlich, mindestens 30 Prozent der Landökosysteme unter Schutz zu stellen. Dies ist ein entscheidender Schritt, um die biologische Vielfalt zu erhalten und lebenswichtige Ökosysteme zu schützen. Gleichzeitig müssen wir uns intensiv um die Wiederherstellung degradierter Ökosysteme kümmern, insbesondere von Waldlandschaften, die eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen.

Die Mobilisierung von privatwirtschaftlichem Kapital für den Erhalt von Wäldern ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Durch innovative Finanzierungsmechanismen können wir die notwendigen Ressourcen mobilisieren, um Wälder zu schützen und gleichzeitig wirtschaftliche Anreize für Unternehmen zu schaffen.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Abschaffung klima- und biodiversitätsschädlicher Subventionen, sowohl bei uns als auch in unseren Partnerländern. Diese Subventionen verzerrten die Märkte und fördern oft eine nicht nachhaltige Nutzung von Ressourcen.

Um den Biodiversitätserhalt in der Landwirtschaft und anderen bewirtschafteten Ökosystemen zu verbessern, müssen wir nachhaltige Praktiken fördern und den Einsatz von Pestiziden deutlich reduzieren. Gleichzeitig ist es unerlässlich, den Eintrag von Plastikmüll drastisch zu reduzieren, um die Umweltverschmutzung zu bekämpfen.

Der Handel mit Wildtieren und -pflanzen muss ausschließlich legal und nachhaltig sein, um den Schutz gefährdeter Arten zu gewährleisten. Indigene und andere lokale Bevölkerungsgruppen sollten fair an den Gewinnen aus der Nutzung natürlicher Ressourcen beteiligt werden, und ihre Rechte müssen respektiert werden.

Schließlich ist es von entscheidender Bedeutung, die Menschenrechte und insbesondere die Rechte indigener Völker beim Naturschutz zu respektieren. Das Prinzip der vorherigen freien und informierten Zustimmung sollte weltweit verbindlich umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass Naturschutzmaßnahmen die lokalen Gemeinschaften nicht negativ beeinflussen.

Fazit

Insgesamt steht fest, dass der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Landökosystemen eine dringende globale Priorität darstellen. Die vorliegenden Herausforderungen sind vielfältig und erfordern eine koordinierte und entschlossene Antwort auf internationaler Ebene.

Wir müssen uns darauf konzentrieren, mindestens 30 Prozent der Landökosysteme unter Schutz zu stellen und degradierte Ökosysteme, insbesondere Wälder, wiederherzustellen. Dies erfordert nicht nur politische Verpflichtungen, sondern auch die Mobilisierung von privatem Kapital für den Erhalt von Wäldern und anderen natürlichen Lebensräumen.

Darüber hinaus müssen wir uns von klima- und biodiversitätsschädlichen Subventionen verabschieden und stattdessen Anreize für nachhaltige Praktiken schaffen. Dies gilt insbesondere für die Landwirtschaft, wo eine Reduzierung des Pestizideinsatzes und des Plastikmülls dringend erforderlich ist.

Der Handel mit Wildtieren und -pflanzen muss strikt reguliert werden, um den Schutz gefährdeter Arten zu gewährleisten. Gleichzeitig müssen indigene und lokale Bevölkerungsgruppen fair an den Gewinnen aus der Nutzung natürlicher Ressourcen beteiligt werden, und ihre Rechte müssen uneingeschränkt respektiert werden.

Insgesamt müssen wir sicherstellen, dass Naturschutzmaßnahmen im Einklang mit den Menschenrechten stehen und die lokalen Gemeinschaften aktiv einbezogen werden. Nur so können wir eine nachhaltige Zukunft für unseren Planeten und die kommenden Generationen sicherstellen.

Die Übersicht der 17 Ziele ist hier zu lesen

Übersicht der 17 Ziele

Links

Die Informationen der Vereinten Nationen zum Thema Sustainable Development Goals, SDGs findest Du hier:

https://sdgs.un.org/goals

Die Informationen des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung findest Du hier:

https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-1

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